Ökologische Bestattung: Reine Spuren hinterlassen

Ökologische Bestattung: Reine Spuren hinterlassen

Viele Menschen machen sich Gedanken darüber, wie sie ihr Leben führen können, ohne dabei die Umwelt, andere Lebewesen und zukünftige Generationen zu sehr zu belasten. Wer darüber nachdenkt, wie wir Menschen den Planeten hinterlassen werden, kann in letzter Konsequenz zum Thema Bestattung gelangen. Wie könnte eine ökologische Bestattung aussehen? An welchen Punkten können wir ansetzen, wenn wir über den Tod hinaus einen möglichst kleinen “ökologischen Fußabdruck” hinterlassen wollen? 

Jeder Mensch hinterlässt Spuren. Wir können entscheiden, wie diese Spuren aussehen sollen. 

Fußabdruck im Sand - Symbol für ökologischen Fußabdruck für Bestattung

Nachhaltig beerdigen: Umweltschutz auf verschiedenen Ebenen

Für eine möglichst ökologische Beerdigung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Angefangen von der Wahl des Ortes über die Auswahl der benötigten Grabbeigaben und weiterer Utensilien, können umweltfreundliche Alternativen gesucht und genutzt werden. 

Naturnaher Bestattungsort

Als naturnaher Bestattungsort gilt ein Ort, wenn das lokale Ökosystem weitgehend naturbelassen ist und vielen anderen Lebewesen – Pflanzen wie Tieren – einen Lebensraum bietet. Dies kann natürlich ein Friedhof sein, sofern dort einige Bedingungen dafür erfüllt sind. So sind kleine Gebiete innerhalb des Friedhofs hilfreich, die nicht zu sehr “aufgeräumt” sind: Beispielsweise bieten Haufen aus Zweigen und Blättern vielen Insekten, Spinnen, Nagetieren, Eidechsen oder dem Igel eine gute Versteckmöglichkeit und einen Ort für die Winterruhe. Wiesen, die nicht zu häufig gemäht werden, sind für Insekten und andere Kleinstlebewesen wichtig. Eine hohe Diversität von Pflanzen und alte Bäume sind ebenfalls bedeutsam als Lebensraum und Lebensgrundlage

Die typischen “Friedhofshecken” aus Thuja sind ein eher lebensfeindlicher Ort. Sie sind beliebt, weil sie Fraßinsekten abschrecken und die Blätter immer schön grün und unverletzt aussehen. Keine Fraßinsekten heißt aber auch: Keine Lebensgrundlage für höhere Lebewesen wie Reptilien, Lurche und kleine Säugetiere. Fehlen die, wird der Friedhof auch kein Ort für Arten wie Fledermäuse, Greifvögel oder Füchse. 

Ein Friedwald gilt als naturnaher Bestattungsort. Hier wird die Natur größtenteils sich selbst überlassen. Es gibt als Grabkennzeichnung nur kleine Schilder, die keinen großen Einfluss auf die Natur haben. Grablichter aus Kunststoff, künstliche Blumen oder andere nicht-abbaubare Grabbeigaben wird man auf einem Waldfriedhof eher nicht finden. 

Wald: Naturnaher Bestattungsort

Ökologischer Sarg, Urne und Emissionen

Mittlerweile können Angehörige für eine umweltfreundliche Beerdigung einen ökologischen Sarg wählen. Anstelle von lackierten Särgen werden etwa geölte Särge oder auch Rohholzsärge angeboten, die biologisch wesentlich verträglicher sind.

Entscheiden sich Menschen für eine Feuerbestattung, können sie eine kompostierbare Urne wählen, die in der Erde innerhalb kurzer Zeit zerfällt und als Humus den Pflanzen zur Verfügung steht. Eine solche kompostierbare Urne kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn Trauernde eine Baumbestattung oder eine Lebensbaum-Bestattung durchführen.

Eine wasserlösliche Urne, die keine Schadstoffe enthält, wird beispielsweise bei einer Seebestattung verwendet. → Das Bestattungsunternehmen „Märkische Bestattungen“ verwendet aber auch für andere Beisetzungen ausschließlich Bio-Urnen.

Apropos: Wie sieht eigentlich die Ökobilanz der Feuerbestattung aus? Ist sie eine ökologische Bestattung? Verglichen mit der herkömmlichen Erdbestattung ja: Zwar wird Gas verwendet, um einen unbehandelten Kieferholzsarg und den Körper des Verstorbenen zu verbrennen. Die Emissionen eines Krematoriums fallen jedoch eher gering aus. Zudem sind Krematorien heutzutage mit einem Hochleistungsfilter ausgestattet, der giftige Gase auffängt.

→ Das Bestattungsunternehmen „Märkische Bestattungen“ rüstet gerade das eigene Vertragskrematorium in Vysočany auf einen Ofen um, der auf Photovoltaik basiert.

Ökologische Grabbeigaben

Umweltfreundliche Bepflanzung auf dem Grab & ökologische Grabbeigaben

Pflegen Angehörige ein Grab, können sie ebenfalls etwas tun, um eine ökologische Betreuung der Ruhezeit anzustreben. Es ist empfehlenswert, auf Grablichter aus Plastik zu verzichten und auf Alternativen aus Glas umzusteigen: Glasbehälter für Kerzen müssen dann außerdem nicht immer wieder neu gekauft werden, sodass sich so der Müllberg reduzieren lässt. Alles, was auf die Grabstelle platziert wird, sollte möglichst aus natürlichen Materialien bestehen: aus Stein, unbehandeltem Holz oder aus Baumwolle, Leinen und ähnlich abbaubaren Substanzen. Die Blumen aus dem Grabschmuck können aus der Region kommen. Damit spart man sich den Bedarf an Gewächshäusern (die viel Energie verschlingen) und lange Transportwege. 

Die Bepflanzung sollte nicht aus exotischen Pflanzen bestehen, sondern aus mehrjährigen und möglichst insektenfreundlichen, blühenden Stauden, Büschen oder Bäumen. Pflanzen, die in der heimischen Natur vorkommen, sparen darüber hinaus Gießwasser, denn sie überleben besser ohne Hilfe. Wer den Schadinsekten eine Chance gibt, der hilft der heimischen Vogelwelt, die ihre Nachkommenschaft mit Insekten großziehen muss. Empfehlenswert in diesem Sinne sind etwa:

  • Feuerdorn
  • Rhododendron
  • Lorbeerkirsche
Rhododendron als insektenfreundliche Grabbepflanzung

Die “Kompostierung”: Die Öko-Bestattung der Zukunft?


Seit einiger Zeit machen sich verschiedene Akteure darüber Gedanken, ob sich zur herkömmlichen Beerdigung nicht eine Alternative finden lässt, die einige negative Aspekte der Erdbestattung vermeidet und dabei umweltfreundlich ist. Der Hintergrund ist Folgender:

Bei der traditionellen Erdbestattung entsteht Methan – ein Gas, das 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid ist und umso mehr zum Treibhauseffekt beitragen kann. Sobald sich der Sarg, der Tote und die Grabbeigaben unter der Erde zersetzen, kommt es zusätzlich zu Verschmutzungen von Boden und Grundwasser durch: 

  • Lacke
  • umweltschädliche Fasern
  • mögliche Giftstoffe und Schwermetalle aus dem Körper aufgrund von Medikamenteneinnahme, medizinischen Geräten oder Zahnfüllungen. 

Hinzu kommt: Die Körper der Verstorbenen zersetzen sich extrem langsam. Unter normalen Bedingungen vergeht der Körper nach 10 bis 25 Jahren und mehr. Die Ruhezeit wird häufig auf 20 bis 30 Jahre angesetzt, um sicher zu sein, dass alles restlos vergangen ist. Es gibt allerdings auch Böden, die viel Wasser enthalten oder lehmhaltig sind, die dadurch den Zersetzungsprozess komplett aufhalten und zu großen Problemen auf den Friedhöfen führen. Doch wie auch immer es abläuft: Im gängigen Prozess hat der menschliche Körper keine Chance, wieder in den Kreislauf der Natur zurückzukehren, denn dazu müsste sich der Körper in Bestandteile auflösen, die von Pflanzen oder Tieren aufgenommen und verwertet werden können. Das aber ist bei der Erdbestattung nicht oder nur zu einem kleinen Teil der Fall – dafür benötigt man den Vorgang der Kompostierung. 

Kompostierung als Öko-Beerdigung – wie geht das? Während der Prozess der Verrottung jahrzehntelang dauert, läuft die Kompostierung regelrecht schnell ab: Unter günstigen Bedingungen dauert es nicht einmal 2 Monate, bis aus dem Körper des Verstorbenen eine humushaltige gesunde Erde wird, die die Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere bildet. Das Geheimnis beruht auf Sauerstoff – und dem Einsatz spezieller Mikroorganismen. Bei der herkömmlichen Beerdigung fehlt ausreichend Sauerstoff im Boden, wodurch die Kompostierung nicht stattfinden kann. Bei Bestattungsformen, die die Kompostierung nutzen, wird der Leichnam etwa in ein Behältnis zwischen Holzspänen und Pflanzenresten gebettet. Hier befinden sich bestimmte Mikroorganismen und Pilze, die mit Hilfe von Sauerstoffzufuhr alles organische Material zersetzen und es in seine Einzelbestandteile zurückführen. Die Einzelbestandteile stehen dann Pflanzen als Nährstoff zur Verfügung. Es entsteht also nährstoffreiche Erde, die dann beispielsweise auf einem Friedhof in ein Grab gegeben werden kann. 

Erde mit Pflanze

Sonderweg Promession

Die Promession ist eine Methode, die einen ähnlichen Ansatz verfolgt wie die oben beschriebene Kompostierung, sich aber bisher nicht wirklich hat durchsetzen können. Das Verfahren wurde von der Biologin Susanne Wiigh-Mäsak aus Schweden entwickelt und beruht auf dem Prinzip der Gefriertrocknung. Ähnlich wie bei der Kompostierung entsteht dadurch ein Bio-Material, das viele Mineralien und andere wieder verwertbare Substanzen enthält. Nachdem unauflösliche Bestandteile wie etwa Metall o. Ä. entfernt wurden, kann die Substanz wie Asche in eine kompostierbare Urne gefüllt und beigesetzt werden. Für Pflanzen stellt die Grabstelle somit eine Nahrungsgrundlage dar. 

Die ökologische Beerdigung & religiöse, kulturelle und rechtliche Implikationen


“Erde zu Erde. Staub zu Staub.” 

 Die Kompostierung ist in Deutschland bereits möglich und wird etwa von Bestattungsunternehmen in den USA schon durchgeführt – wenn auch noch recht selten. Es gibt jedoch keine rechtlichen Bestimmungen, die gegen diese Form der Bestattung und Beerdigung sprechen. Und auch kulturell und religiös ist vielen Menschen diese Form der Beisetzung recht nahe. Der Verstorbene verwandelt sich und wird zu einem Teil der Natur: Zu fruchtbarer, gut riechender Erde – zu “Mutterboden”. Zu etwas, was Leben schenkt und wahrhaft in den Kreislauf der Natur eingehen kann.